Auch heute möchte ich euch einen Teil meines Bassequipments vorstellen. Es kommt auch etwas überraschend für mich, denn ich selbst verbinde mit diesem Bass eine Hassliebe. Mein Epiphone Thunderbird.
Gerne wird er von der Firma Gibson oder ihrer Tochterfirma Epiphone als der „Bass für Individualisten“ angepriesen. Er soll also etwas Besonderes, vielleicht sogar Extravagantes darstellen. Aber ist dem so?
Keine Frage: Viele berühmte Bassisten haben in den letzten 50 Jahren einen Thunderbird gespielt. John Entwistle von The Who, Shavo Odadjian von System Of A Down, Krist Novoselic von Nirvana oder Nikki Sixx von Mötley Crüe sind nur ein paar berühmte Namen. Trotz all dieser berühmten Bassisten konnte der TBird nicht so richtig an die Verkaufszahlen eines Fender Precision oder Jazz Basses anknüpfen. Aber woran liegt das?
Wie ich zu einem Epiphone Thunderbird gekommen bin
Zuerst möchte ich euch erzählen, wie ich selbst in den Besitz dieses Basses gekommen bin. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit fahren unser Gitarrist Marco und ich zu Session Music nach Frankfurt. Ganz oft nicht mal mit dem Hintergedanken, etwas kaufen zu wollen, sondern einfach nur, um neue Modelle etablierter Firmen oder eben Modelle uns noch unbekannter Firmen auszuprobieren.
So auch im Sommer 2018. Wir waren wieder mal dort und ich habe mich durch die Bassabteilung getestet. Eigentlich mit der Frage, ob ein Precision Bass etwas für mich sein könnte.
Bis dato spielte ich bei LIO einen Jazzbass. Der Sound war gut, allerdings spielten und spielen sehr viele Bassisten im Classic Rock Bereich einen P-Bass. Somit musste der Sound ja etwas Besonderes haben, zumindest in meiner Vorstellung.
Einige der Bässe gefielen mir richtig gut, allerdings war ich hier meist schon im Bereich von um die 2000 Euro. Zu viel für mich und mein Studenteneinkommen. Ein Mitarbeiter bemerkte mich, hörte sich mein Anliegen an und gab mir einen Epiphone Thunderbird Vintage Pro in die Hand. Ich kannte eigentlich nur die Thunderbirds mit aktiver Elektronik und klirrenden Pickups a la Metal Brett. Bei diesem Bass handelte es sich aber um einen Nachbau der früheren Modelle mit alter 2-teiliger-Brücke, 2 Vintage Humbuckern und passiver Elektronik.
Mein Interesse war geweckt und ich probierte ihn aus. Der Sound vor Ort war der Wahnsinn und die Bespielbarkeit im Sitzen ganz ok. Ich überlegte hin und her, kaufte ihn zuerst nicht, nur um mir genau dieses Modell aus dem Laden 2 Tage später von zuhause aus zu kaufen und liefern zu lassen.
Epiphone Thunderbird Vintage Pro Bass
Die ersten Erfahrungen mit dem Epiphone Thunderbird Bass
Er kam an und ich probierte ihn sofort an meiner Anlage aus. Brutales Brett. Fetter Sound, trotzdem artikuliert, manchmal fast Jazzbassähnlich, flexible Tonblende. Sogar slappen klang gut. Einfach der Hammer. Im gleichen Moment aber auch etwas Ernüchterung. Gerade am Gurt im Stehen konnte ich keine Position finden, wie der Bass mir vom Spielgefühl her gefallen hat.
Die Kopflastigkeit war heftig, sodass man gefühlt immer mit der linken Hand hart gegen ein Abstürzen und Aufschlagen der Kopfplatte anarbeiten mussten. Im Bandkontext konnte der Bass richtig punkten. Besonders auch mit seiner Optik. Oh Mann sieht der Bass gut aus! Bei den darauffolgenden Gigs habe ich dann immer sowohl meinen Jazzbass, als auch meinen Thunderbird gespielt.
Zunehmend schlich sich allerdings wieder Unzufriedenheit bei mir ein. Mittlerweile besaß ich einen günstigen P-Bass und die Bespielbarkeit meiner Fender oder Fender-ähnlichen Bässe war um Welten besser.
Somit wurde der Thunderbird zunehmend zur zweiten Wahl. Ich habe sogar mehr als einmal versucht ihn zu verkaufen, allerdings erfolglos. Er landete dann aufgrund akuten Platzmangels bei meinem Vater. Über ein Jahr hatte ich ihn nun nicht mehr in der Hand.
Nach über einem Jahr erneut in den Bass verliebt
Vor ein paar Wochen wollte ich es dann nochmal wissen und holte ihn zu mir nach Hause. Mein Ohr war seit über einem Jahr nur meinen Jazz und Precision Bass gewöhnt. Ich fing an den Thunderbird zu spielen und war fast wieder genauso geflasht, wie bei seinem Kauf. Der Sound, das Schwingungsverhalten des Bodys, die gute Bespielbarkeit des Halses. Ich begann einige unserer Songs mit dem TBird zu spielen und kam recht schnell zu dem Entschluss, dass er für den ein oder anderen Song einfach den besten Sound erzeugt. Das kann man nicht wegdiskutieren.
Mein Fazit zum Epiphone Thunderbird
Klar, die Bespielbarkeit im Stehen ist nicht besser geworden, aber dafür wird man mit einem Sound belohnt, der seines Gleichen sucht. Das Mahagoni in Kombination mit dem geleimten Hals und den 2 Humbuckern produziert einen wunderschön warmen und doch präzisen Sound, sodass dieser Bass in wirklich vielen Musikrichtungen zu Hause sein kann.
Besonders mit Pick ist er eine absolute Wucht. Wer also ein Instrument im Fender Mexico Preissegment sucht, sollte diesem Bass eine Chance geben. Man möchte sich ja auch gerne etwas vom Rest der heimischen Bassisten unterscheiden. Mit diesem Bass ist das kein Problem.
Für mich hat sich die Liebe zu meinem Thunderbird auf alle Fälle neu entfacht und ich freue mich schon darauf, ihn wieder live zu spielen.
Mein Tipp zur Stabilisierung des Thunderbird
Ich habe einen Trick im Internet gefunden, wie man ihn besser ausbalancieren kann, wodurch man der Kopflastigkeit etwas entgegenwirken kann. Das möchte ich euch nicht vorenthalten. Der Gurt vom rechten Gurtpin aus nicht hinter dem Body, sondern über die Vorderseite des Bodys laufen lassen. Das stabilisiert ihn deutlich.
Auch bei unserer Akustik Show im Kulturkeller in Bad Dürkheim war der Thunderbird Vintage Pro mit am Start.
Autor: Alexander Bernhard, Bassist der Rockband LIO aus Kaiserslautern
>> Hier findest du den Epiphone Thunderbird Bass auf Thomann.de